Fast jeder kennt vermutlich Interrail, wenn auch eher aus Jugendzeiten. Wie ist Interrail heute, eignet es sich auch für Junggebliebene? Hier sind die Ergebnisse meiner Recherche.
2021 aktualisiert
Bei einer Reiseplanung prüfe ich immer zuerst, ob die geplante Route mit Eisenbahn und Fähren sinnvoll zu schaffen ist, da mir diese Verkehrsmittel am sympathischsten sind.
Wie jedes Verkehrsmittel hat die Eisenbahn Vor- und Nachteile, die vor allem von der Art der Reise und den regionalen Rahmenbedingungen abhängen.
Allgemeine Vorteile:
- Man kann einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, was immer wichtiger wird.
- Was ich an der Bahn (und am Schiff) am meisten schätze, ist die Bewegungsmöglichkeit. Man muss nicht lange Zeit sitzen, sondern kann im Zug herumgehen, wenn einem danach ist.
- In Ländern mit zahlreichen Schnellfahrstrecken ist man meistens schneller unterwegs als mit Bus oder PKW, auf manchen Strecken sogar schneller als mit dem Flugzeug.
- Man hat eine gute Gelegenheit, mit den Menschen eines Landes in Kontakt zu kommen oder diese zumindest zu beobachten und ihre Sprache im Alltag zu hören.
- Bei der Benützung eines Schlaf- oder Liegewagens kann man sich eine Übernachtung sparen, was in vielen Fällen kostengünstiger sein dürfte.
Allgemeine Nachteile:
- Es gibt zwar auch bei der Eisenbahn in den meisten Ländern günstige Angebote, häufig sind aber Bus und Flugzeug billiger.
- Nicht selten ist das Schienennetz eines Landes rudimentär und nicht wirklich als Netz zu bezeichnen, in manchen Ländern ist die Reisegeschwindigkeit zudem aufgrund des Zustands der Infrastruktur äußerst gering.
- Auf längeren Strecken muss man unter Umständen öfter umsteigen, weil keine Direktverbindungen vorhanden sind.
Ausgewählte Vor- und Nachteile gegenüber anderen Verkehrsmitteln:
- Die Bahnhöfe liegen zumeist in den Stadt- oder Ortszentren, während Fernbusterminals nicht selten in Randlagen zu finden sind. Fast alle Flughäfen liegen weit außerhalb, was lange An- und Abfahrtszeiten mit sich bringt.
- Die Bahn ist nach dem Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel – in deutlichem Gegensatz zum Straßenverkehr. Außerdem fällt die Unfallgefahr wegen Übermüdung weg.
- Bei Städtereisen ist der PKW eher Ballast – man muss einen Parkplatz suchen, der vielleicht viel kostet, außerdem kann das Auto gestohlen werden.
- Reisen mit viel Gepäck oder mit Sportgeräten ist mit der Bahn mühsam und umständlich, was aber auch für (Fern)Bus und Flugzeug gilt. Hier ist das Privatauto klar im Vorteil.
- Viele Fernzüge haben ein Bordrestaurant, in dem man eine Mahlzeit zu sich nehmen kann. Ich persönlich liebe es zu essen oder zu trinken, während die Landschaft am Panoramafenster vorbeizieht.
- Durch die Bewegungsmöglichkeit im Zug braucht man keine Rastpausen, was die Wartezeiten in den Zwischenhalten ausgleichen dürfte
- Gegenüber langem Sitzen in einer engen Bestuhlung ist aufgrund der Bewegung die Thrombosegefahr geringer.

Zug in Norwegen
Jetzt muss ich aber endlich zum eigentlichen Thema des Beitrags kommen, dem Interrail!
Nach der Matura (=Abitur) bin ich mit fünf Klassenkollegen und Freunden auf Interrail-Reise gegangen, um die große Welt kennenzulernen. In einem Monat sind wir etwa 13.000 km mit dem Zug unterwegs gewesen – von Nordschottland bis Marrakesch, damals war Marokko noch dabei.
Nach meiner Erinnerung war dieses Ticket damals mit 26 Jahren begrenzt. Umso erstaunter war ich, als mir ein pensionierter Nachbar vor einigen Jahren erzählt hat, dass er mit Interrail nach Spanien und Portugal gefahren ist.
Nun, einige Monate vor meiner Pensionierung, habe ich mich im Internet über Interrail schlau gemacht. Das System hat sich seit meiner Jugend deutlich weiterentwickelt. Es gilt für alle Altersklassen, wobei Jugendliche bis 27 einen Rabatt von 25 % auf den Normalpreis bekommen und Junggebliebene ab dem 60. Geburtstag eine Ermäßigung von 10 %. Zusätzlich zum „Global Pass“ für (fast) ganz Europa gibt es „One Country Passes“, die jeweils für einzelne Länder oder Ländergruppen gelten. Die Preise hängen dabei von Größe und Preisniveau ab, sie reichen für drei Tage innerhalb eines Monats von 46 € in mehreren Ländern wie Slowenien bis 149 € in Großbritannien. Pässe für bis zu acht Tage innerhalb eines Monats sind entsprechend teurer. Dazu gibt es einen Pass für die griechischen Inseln sowie Premium-Pässe für Italien und Spanien, bei denen Platzreservierungen inkludiert sind.
Doch nun zurück zum Global Pass. Diesen gibt es für die erste und die zweite Klasse in jeweils zehn Varianten, von drei Tagen innerhalb eines Monats bis zu drei Monaten durchgehend. Um Licht in das Wirrwarr der Angebote und Preise zu bringen, habe ich mir eine Tabelle zusammengestellt. In dieser Entscheidungshilfe sind nicht nur die Gesamtpreise, sondern auch die Preise pro „Fahr-Tag“ angeführt. Diesen Überblick will ich nicht für mich behalten:
Typ von Generalpass | Preise 1. Klasse (in €) | Preise 2. Klasse (in €) | ||
(Preise 2021 für Senioren 60+) | gesamt | pro Tag | gesamt | pro Tag |
4 Tage in einem Monat | 295 | 74 | 221 | 55 |
5 Tage in einem Monat | 338 | 68 | 254 | 51 |
7 Tage in einem Monat | 401 | 57 | 302 | 43 |
10 Tage in zwei Monaten | 481 | 48 | 361 | 36 |
15 Tage in zwei Monaten | 591 | 39 | 444 | 30 |
15 Tage | 531 | 35 | 399 | 27 |
22 Tage | 621 | 28 | 466 | 21 |
1 Monat | 804 | 27 | 603 | 20 |
2 Monate | 878 | 14 | 658 | 11 |
3 Monate | 1082 | 12 | 812 | 9 |
Anm.: In weniger nachgefragten Zeiten gibt es noch einmal 10 % Nachlass.
Es ist klar zu sehen, dass die Preise pro Tag von oben nach unten kontinuierlich abnehmen. Einen wesentlichen Unterschied gibt es jedochzwischen den beiden Hälften! Bei den oberen fünf Angeboten kann man drei bis 15 Tage aus einem längeren Zeitraum herauspicken, die man für die Reise zwischen verschiedenen Zielen verwendet. Bleibt man also ein paar Tage in einer Stadt, geht das nicht zu Lasten des Reisekontingents. Fährt man an einem Tag nur eine kürzere Strecke ist außerdem zu prüfen, ob der Kauf eines Tickets nicht günstiger ist als der Preis für einen Reisetag des Interrailtickets.
Bei den fünf durchgehenden Angeboten ist hingegen zu berücksichtigen, dass Tage ohne Zugbenützung die Kosten pro Reisetag wieder erhöhen. So ist nur schwer vorstellbar, dass jemand zwei oder drei Monate lang tatsächlich tagtäglich im Zug sitzen will.
Auf den Seiten unter „Bahngesellschaften in Europa“ auf interrail.eu findet man sozusagen das Kleingedruckte. Für welche Bahngesellschaften und Zugkategorien gilt der Interrailpass – und vor allem für welche nicht? Wieviel Ermäßigung gibt es für Fähren? Welche sonstigen Vergünstigungen gibt es noch? Letzteres ist das gaaanz Kleingedruckte und ist noch einmal von den einzelnen Länderseiten weg verlinkt.
Ebenfalls gut versteckt, nur in Englisch und etwas verklausuliert formuliert ist die „Wohnsitzland-Regelung„. Diese besagt, dass der Interrailpass grundsätzlich nicht für das Wohnsitzland gilt, der Interrail-Reisende innerhalb des Heimatlandes aber das Recht auf eine Fahrt zu einem Grenzbahnhof und eine Fahrt von einem Grenzbahnhof hat.
Ich hoffe, dass ich ein paar hilfreiche Tipps für die Entscheidung pro oder kontra Interrail beisteuern konnte. Eine Fülle an weiteren Informationen bietet die Seite interrail.eu im Internet.
Hallo Elmar! Freue mich sehr Dich hier drin als Bloggerkollegen wieder zu treffen! Sehr informativ dieser Artikel zu Interrail! Danke dafür 🙂