Radtour 2019 DeuLuxFra – 12. Tag

Am Vormittag durchquerte ich entlang des Rhein-Marne-Kanals die Vogesen, der dort mit zahlreichen Kunstbauten und Besoderheiten aufwarten kann. Danach ging es ohne große Abwechslung durch die Rheinebene nach Strassburg, das ich noch etwas erkundete.

Fr, 2.8.2019 (84 km und 350 Hm, gesamt 757 km und 2840 Hm)

Fahrrad Niderviller – Strassburg

Mittagessen: Jause aus Geschäft

Abendessen: Aux armes de Strasbourg, Strassburg

Übernachtung: Cerf d‘Or, Strassburg (2 Nächte 153 €)

Besichtigung: Schleusentreppe und Schrägaufzug bei Litzelwiller, Innenstadt Strassburg

Höchsttemperatur: 28°

 

Am Morgen plauderte ich nach dem Frühstück noch etwas mit der Vermieterin. Ich war erstaunt, dass ihre Unterkunft das ganze Jahr über recht zufriedenstellend ausgelastet ist. Bei ihr übernachten sogar Gäste, die den Christkindlmarkt in Strassburg besuchen, das eine Autostunde entfernt ist. Im Herbst kommen sie etwa zum Hirschröhren in einem nahen Wildpark. Nur im Februar und im März kehrt etwas Ruhe ein. Erstaunlich für eine so extrem abgelegene Gegend. Innerhalb einer halben Autostunde gibt es zwei 10.000-Einwohner-Städchen, Neben Strassburg gibt es mit Saarbrücken und Nancy noch zwei weitere Großstädte in etwa einer Stunde Entfernung. Und ich dachte, dass hier die Radfahrer die hauptsächlichen Gäste sind.

Bald nachdem ich mit dem Rad gestartet war, sah ich im Wald eine Lichtung mit künstlich angelegten Böschungen. Unten verlief der Kanal, der hier in einem Tunnel verschwindet. Vielleicht eine Viertelstunde weiter sah ich ihn nach dem Ort Arzviller wieder, ebenfalls in einem Tunnel verschwinden.

Jetzt war ich in einen Abschnitt des Rhein-Marne-Kanals gekommen, wo sich die Besonderheiten häufen. Zwischen den zwei Tunnelportalen, die mir aufgefallen waren, hätte es zwei weitere gegeben. Hier verläuft der Kanal nämlich durch zwei knapp hintereinander liegende Tunnels, den 480 m langen Tunnel von Niderviller und den 2.310 m langen Tunnel von Arzviller, an dessen östlichem Ende ich eben stand. Gleich dahinter teilt sich der Kanal in zwei Äste, von denen der breitere eben am Hang weiterführt und der schmälere abgesperrt ist.

Hinter dieser Sperre liegt eine aufgelassene Schleusentreppe mit 17 knapp hintereinander liegenden (ehemaligen) Schleusen, hinter denen jeweils ein Schleusenwärterhäuschen steht. Diese werden derzeit renoviert und instandgesetzt und sollen künftig als Ferienhäuschen dem sanften Tourismus dienen. Der breite Arm wurde 1969 angelegt und führt zu einem Schiffshebewerk mit einem Höhenunterschied von beinahe 45 Metern. Die Schiffe fahren hier den Hang entlang und am Ende in eine Art fahrende Schleuse. Das Tor geht zu, und eine mit Rädern auf einer schiefen Ebene fahrende Wanne fährt mit dem Schiff den Hang hinunter – eine Standseilbahn für Schiffe! Unten öffnet sich das Tor am anderen Ende der Wanne und das Schiff kann im Kanal 45 m tiefer weiterfahren.

Der Radweg führt parallel zur Schleusentreppe, nach jeder Schleuse gibt es einen steileren Abschnitt, um den Höhenunterschied zu überwinden. Zum Glück war ich nicht in der Gegenrichtung unterwegs. Am Ende mündet der Radweg in eine Straße, die über den Kanal führt und gleich anschließend in eine Straße am Talgrund mündet. Folgt man dieser nach rechts, gelangt man zu einem Becken am unteren Ende des Schiffshebewerks von wo man es gut sehen kann. Noch besser wäre der Ausblick sicher von einer Plattform am oberen Ende der schiefen Ebene. Ich bin zwar hinaufgestrampelt, habe aber darauf verzichtet, weil ich das Rad in einer derart touristischen Gegend nicht herrenlos mit dem ganzen Gepäck stehen lassen wollte.

Für die Weiterfahr fährt man zurück bis zur Einmündung der Straße, die von der Schleusentreppe kommt, auf dieser über die Brücke und auf der anderen Kanalseite talabwärts. Nach einer Waldrandpartie fährt man durch den schnuckeligen Ort Lutzelbourg, in dem der Kanal knapp zwischen den Häusern durchführt. Schade, dass während meiner Passage nicht gerade ein Schiff gefahren ist.

Bei der Schleuse mitten im Ort habe ich übersehen. Dass ich das Ufer hätte wechseln müssen. Es war aber kein Problem, so bin ich ein paar Kilometer ganz allein auf einer erdigen Forststraße gefahren als auf den asphaltierten Radweg. Bei einer der nächsten Schleusen konnte ich über eine kleine Brücke wieder auf die richtige Seite wechseln.

Nach ein paar weiteren Kilometern wurden auf den beiden Talflanken die Berge zu Hügeln und diese immer niedriger. Burgen links und rechts markieren den Ausgang des Tals der Zorn aus den Vogesen in die Oberrheinische Tiefebene, wo auch das Städtchen Saverne liegt. Dem Kanal zugewandt ist die 140 m lange Fassade des Schlosses Rohan aus rotem Sandstein, die von einem offensichtlich geltungssüchtigen Fürstbischof von Strassburg gleichen Namens in Auftrag gegeben wurde. In Strassburg und Mutzig gibt es weitere Schlösser dieses Namens.

Die restliche Strecke bis zum Tagesziel führte eher langweilig und heiß entlang des Kanals, der hier kaum Biegungen und Baumbewuchs aufweist. Im EU-Viertel verließ ich den Kanal, der bald darauf in den Rhein mündet, und folgte dem Fluss Ill und der Beschilderung in das Stadtzentrum hinein. Dort nahm ich ein Hotelzimmer für zwei Nächte nicht weit von der Kathedrale.

Nach Erfrischung und Rast spazierte ich durch die Innenstadt und aß in einem Lokal an der Place Gutenberg. Der Namensgeber lebte hier 10 Jahre und experimentierte vermutlich für die Entwicklung des Buchdrucks. Danach spazierte ich zum und durch das Viertel La Petite France, wo es die engsten Gassen, die meisten Fachwerkhäuser und zumindest am Abend auch die meisten Touristen gibt. Zum Sonnenuntergang finden sich hier viele Motive.

Im Fluss Ill liegen hier zwischen Mühlkanälen Inseln mit ehemaligen Mühlen, die heute als Kleinkraftwerke genutzt werden dürften. An deren unterem Ende sind die Inseln durch eine gedeckte Brücke mit integrierten Zugbrücken und verschließbaren Wasserdurchlässen verbunden. Man kann sie in der unteren Etage überqueren oder – sehr aussichtsreich – auf dem Dach, das an beiden Enden über Treppen erreichbar ist.

Unterhalb schließen sich als Kontrapunkt zum mittelalterlichen Viertel große moderne Gebäudekomplexe an, auf der einen Seite die Verwaltung des Départements und auf der anderen das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. Abschließend ging ich noch zum Bahnhof, weil ich ihn anschauen und ein 24-Stunden-Ticket für die Öffis kaufen wollte. Leider scheiterte ich an der Bedienung der Automaten. Sie verfügten über Bildschirme, die keine Touch-Screens sind, und zwei Knöpfe, die wie eine Wippe bedient werden konnten, wobei sich bei mir aber am Bildschirm nichts rührte.

Der Bahnhof hat eine bombastische Glasfassade vor seiner Längsseite, hinter der sich das alte, vergammelte und heillos verschmutzte Gebäude versteckt. Außen hui, innen pfui. Dafür gab es aber im Gegensatz zu Luxemburg kaum Alkoholiker und offenkundig Drogensüchtige.

Rhein-Marne-Kanal

Westportal des Tunnel von Niderviller

Ostportal des Tunnel von Arzviller

Umgebung des Ostportals

Vallée des Éclusiers – Tal der Schleusenwärter(häuschen)

17 Schleusenwärterhäuschen wuren / werden renoviert und zu Ferienhäuschen

Schrägaufzug von St. Louis – Arzviller

Eisenbahn über Kanal

Lutzelbourg

Der kleine Bruder der Loks am Panamakanal

Der größte Schiffstyp für diesen Kanal

Beschaulicher Abschnitt des Kanals

Rohan-Schloss

Der wenig attraktive Kanalabschnitt im Rheintal

Drehbrücke von Vendenheim

Radwegbeschilderung

Europäisches Parlament Strassburg

Strassburger Münster

Portal

Tympanon

La Petite France

Fensterdeko

Blick von der Terrasse der Barrage Vauban auf die Ponts Couverts

Inneres der Barrage Vauban mit Zugbrücken und Wehren

Statement auf dem Gebäude des Départements

Museum für moderne und zeitgenössische Kunst

Bahnhof von Strassburg

Bahnhofshalle

Aubette – früher Hauptwache, heute Einkaufszentrum

 

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