Andalusien 2019 – Tag 2 (19. 2. 2019)

Am ersten der beiden vollen Tage in Sevilla bestiegen wir  den Metropol Parasol, die angeblich größte Holzkonstruktion der Welt. Weiter ging es durch das ehemalige Judenviertel Santa Cruz zur Plaza de Espana. Am Nachmittag besuchten wir die Kathedrale und bestiegen die Giralda, das Wahrzeichen von Sevilla.Am Morgen suchten wir zuerst eine Möglichkeit zu frühstücken. 100 m von der Unterkunft gibt es neben der Brücke eine traditionelle Stadtteil-Markthalle, eine der letzten in Sevilla, darin gleich neben dem Eingang eine Bäckerei mit Kaffeemaschine. Wir machten eine Runde durch den netten Markt, aber Carmen wollte nach kurzer Zeit nur mehr ins Freie, weil ihr Magen am Morgen mit den Gerüchen aus den Metzgereien und Fischläden nicht zurecht kam. So gingen wir über die Brücke und weiter in Richtung Innenstadt, wo wir sehr bald eine Konditorei fanden, in der wir unser Frühstück einnahmen.

Danach machten wir uns in das engere Stadtzentrum auf. Es war nur ein kurzes Stück zur großen, mit Platanen und Palmen bestanden Plaza Nueva. Auf ihr wurde die Endstation der bisher einzigen und zudem recht kurzen Straßenbahnlinie errichtet. Der weitere Ausbau des Straßenbahnnetzes musste wegen der spanischen Finanzkrise zurückgestellt werden. Dieses Schicksal teilt sie mit der einzigen Metrostrecke, die vor der Weltausstellung 1992 errichtet wurde und ebenfalls eher zusammenhanglos geblieben ist.

Vorbei ging es am Rathaus von Sevilla, einem Renaissancebau, der zwischen der Plaza Nueva und der Plaza San Francisco liegt. In der Folge durchquerten wir das Viertel (Barrio) Alfalfa, bis am Ende einer Gasse ein riesiger Baum zu sehen war.

Dieser steht auf der Plaza de la Encarnación und verdeckt zuerst deren Highlight, den Metropol Parasol. Dies ist ein 2011 fertiggestelltes, organisch geformtes Gebilde, das dem darunter liegenden Platz Schatten spendet (Parasol = Sonnenschirm) und wegen seiner Form im Volksmund auch Las Setas – die Pilze – getauft worden ist. Mit einer Länge von etwa 150 Metern und und einer Breite von 70 Metern solle es die größte Holzkonstruktion der Welt sein.

Nach der Bezahlung von 3 € geht es mit dem Lift in einem der sechs Pilzfüße in die Höhe. Dort wurde über der gitterförmigen Konstruktion ein 250 Meter langer gewundener Steg errichtet, der einen Rundweg bildet, dessen höchster Punkt etwa 30 Meter über dem Platz liegt. Vom Steg aus hat man laufend wechselnde grandiose Aussichten über die Dächer und Türme der Stadt sowie auf die umliegenden Hügel.

Als Kontrapunkt zur modernen Architektur wollten wir anschließend noch die Kathedrale von Sevilla besuchen, aber die lange Schlange vor dem Eingang ließ uns diesen Termin verschieben.

So gingen wir durch das Barrio de Santa Cruz, früher vermutlich das Judenviertel der Stadt. Hier dürften die engsten und verwinkeltsten Gassen von Sevilla zu finden sein. Der weitere Weg führte durch die maurische Stadtmauer und entlang der Mauer um die Gärten der königlichen Residenz.

Zwischen zwei breiten Ausfallstraßen spazierten wir an einem ca. 150 Meter langen Gebäude entlang, das von einem Wassergraben umgeben ist. Dies war früher die Tabakfabrik, in der Bizets Opernfigur Carmen gearbeitet haben soll. Heute ist es das Hauptgebäude der Universität von Sevilla mit dem Rektorat. Die Lufttemperatur stieg recht flott an, sodass wir bald kurzärmlig unterwegs waren. Die Spanier hingegen wollten ihre Daunenjacken und Wintermäntel erst vereinzelt öffnen oder gar ausziehen.

Anschließend gelangten wir in eine riesige Parkanlage mit einem halbrunden Gebäudekomplex in einem schwer definierbaren Baustil und mehreren Pavillons. Hier fand 1929 die ibero-amerikanische Ausstellung statt.

Das halbrunde Gebäude mit dem davorliegenden Platz nennt sich Plaza de Espana. Bemalte Kachelfelder auf dem Gebäudesockel zeigen Bilder von allen spanischen Provinzen. Brücken führen über einen im Winter leeren Graben, in dem Boote trocken liegen, die im Sommen ausgeliehen werden können. Im zentralen Trakt spielte und tanzte eine Flamencogruppe für ein Trinkgeld von den zahlreich anwesenden Touristen.

Für das Mittagessen suchten und fanden wir das im Reiseführer sehr positiv  beschriebende Slow-Food-Restaurant Fargo nahe der Plaza Alfalfa. Die Portionen waren klein und die Preise eher gehoben, dennoch kann das Preis-Leistungs-Verhältnis aufgrund der ausgezeichneten Qualität  des Gebotenen als sehr gut bezeichnet werden.

Der Verdauungsspaziergang führte uns wieder zur Kathedrale. Die Warteschlange war diesmal zur Siestazeit sehr kurz und wir waren bald im Inneren. Die Eintrittspreise für die Kirche und ihren berühmten Glockenturm Giralda sind mit 9 € für Erwachsene und 4 € für meine Töchter (Studenten unter 25 Jahren) angemessen.

Die Kathedrale ist mit einer Grundfläche von 116 mal 76 Metern und fünf Schiffen die größte gotische Kirche der Welt. Sie verfügt zudem über den mit 23 Metern Breite und einer Höhe von 20 Metern größten gotischen Altar der Welt und ein aufwändig geschnitztes, außerordentlich großes Chorgestühl. Besonders hervorzuheben ist auch das Grabmal von Christoph Kolumbus, in dem er laut DNA-Test tatsächlich begraben ist, wenn auch laut Führer nur mit 15 % seines Knochengewichts.

Der Glockenturm Giralda ist das Wahrzeichen Sevillas. Er ist der einzige Rest der sonst abgerissenen Moschee, die zuvor an dieser Stelle stand. Da Andalusien und Marokko zu maurischer Zeit großteils von derselben Dynastie beherrscht wurden, verwundert es nicht, dass ihr unterer Teil den Minaretten von Rabat und Marrakesch zum Verwechseln ähnlich sieht.

Der Aufstieg – 47 Meter sind zu überwinden – ist insofern ungewöhnlich, als keine Stufen erklommen werden müssen, sondern ca. 50 durchnummerierte flache Rampen hinaufführen. Eingelassene Fenster bieten nicht nur Blicke auf die Stadt, sondern auch aus der Nähe auf die Dachlandschaft der Kirche mit ihren Verstrebungen und Stützpfeilern. Mehrere Türen führen in Räume im Inneren des Turms, in denen Exponate zu verschiedenen Themen gezeigt werden.

Als Aussichtsplattform dient der Arkadenumgang mit dem aus 24 Glocken bestehenden Geläut der Kirche. Ein Erschrecken ist kaum zu vermeiden, wenn während des Besuchs wie bei uns eine der Glocken angeschlagen wird. Beim Aufstieg und auf dem Turm gibt es zwar keine schwindelerregenden Passagen, aber Platzangst sollte man auf der Aussichtsebene besser nicht haben.

Nach dieser eindrucksvollen Besichtigung war eine Kaffeepause angesagt. Danach wollten die Töchter zwei Vintage-Geschäfte, also Second-Hand-Läden aufsuchen. Beim zweiten habe ich das Handtuch geworfen und bin zurück ins Apartment, um mich mit dem Blog zu beschäftigen.

Nach einer Ruhepause gingen wir noch einmal zurück ins Viertel um die Kathedrale, um ein Restaurant für das Abendessen zu suchen. Mehrere Empfehlungen des Führers und aus dem Internet waren brechend voll. Schlussendlich landeten wir in der Tapasbar Pelayo in der Calle de Placentines, in der wir sehr gut versorgt wurden. Danach gab es zum Abschluss zwei Häuser weiter noch einen Cocktail in der Bar Second Room.

Typisch für Sevilla: Gebäude in Ocker und Weiß sowie die allgegenwärtigen Orangenbäume

Metropol Parasol

Besuchersteg an der Oberfläche

Aussichtspunkt am Metropol Parasol

Blick in Richtung Kathedrale mit Giralda

Im Viertel Santa Cruz

Plaza de Espana

Plaza de Espana

Kathedrale von Sevilla

Hauptportal der Kathedrale

Querschiff der Kathedrale

Hauptaltar der Kathedrale

Grabmal von Christoph Kolumbus

Orangenhof

Giralda aus dem Orangenhof

Rampe auf die Giralda

Blick von der halben Höhe der Giralda auf den Orangenhof

Detail des Katehdralendachs vom Aufstieg

Glocken auf der Aussichtsebene

Giralda in der Nacht

 

 

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