Andalusien 2019 – Tag 6 (23. 2. 2019)

An diesem Tag fuhren wir mit dem Bus von Cordoba nach Granada. Nach der Ankunft und dem Einchecken beschäftigten sich die Töchter im Apartment, während ich eine erste Erkundungstour unternahm.Nach dem Packen machten wir noch eine abschließende kleine Stadtrunde mit Frühstücksstopp. Anschließend fuhren wir mit dem Bus von einer nahe gelegenen Haltestelle zum Bahnhof. Da Elena von einem grippalen Infekt attackiert wurde, suchte ich eine Apotheke und kaufte Medikamente. Danach wechselten wir zum benachbarten Busbahnhof.

Die gut zweieinhalbstündige Fahrt nach Granada führte mit zwei Zwischenstopps in Baena und Alcaudete über Landstraßen durch Hügelland. Ich war schon viel in Südeuropa unterwegs, aber so flächendeckende Olivenhaine wie hier habe ich noch nie gesehen. Auf den 170 Kilometern reichten sie bis auf das letzte Stück vor Granada praktisch durchwegs von Horizont zu Horizont.

Besonders beeindruckend war für mich der Abstieg von einer kleinen Bergkette in die Ebene von Granada, bei dem plötzlich die schneebedeckten Hänge der Sierra Nevada wie aus dem Nichts vor uns auftauchten – unerwartet und fast irreal wirkend.

Nachdem ich die Bustickets für die letzte Etappe von Granada nach Malaga gekauft hatte, waren es noch eineinhalb Stunden bis zum vereinbarten Check-in in unserem Apartment. Wir fuhren mit der Straßenbahn in Richtung Zentrum und gingen für einen kleinen Imbiss in die erste Bar, die am Weg lag.

Wir bestellten Getränke und studierten die Speisekarte. Plötzlich stellte die Kellnerin drei Schinkenbrote auf den Tisch. Ich deutete auf meine Töchter und sagte das spanische Wort für Vegetarierinnen, danach auf die Schinkenbrote und „No, gracias!“. Vielleicht war es eine Art Geschenk des Hauses und die Zurückweisung eine Beleidigung. Bisher waren wir überall mit einer Mischung aus Englisch, langsamem Italienisch, einigen wenigen Brocken Spanisch, Gesten und Phantasie beiderseits mehr oder weniger gut durchgekommen. Aber es stellte sich heraus, dass mit dieser Frau so gut wie keine Kommunikation möglich war. Und das vielleicht 300 Meter vom Bahnhof und 100 Meter vom nächsten Gebäude des Universitätsviertels entfernt. Also tranken wir aus, zahlten und gingen weiter.

Da wir mit dieser Aktion viel Zeit verbraten hatten, mussten wir uns beeilen, um zum Apartment zu kommen. Wir gingen durch die Innenstadt und sahen keinen Laden oder Stand mit belegten Broten oder ähnlichem, keine frien Taxis und nur einen leeren Taxistandplatz. Die Touristeninformation, bei der wir vorbeikamen, hatte keinen Netzplan für die Busse. So sind wir schlussendlich mit unseren Trolleys ungefähr eineinhalb Kilometer von der Straßenbahnstation zum Apartment gegangen. Die Töchter waren verständlicherweise sauer auf mich, weil wir nicht vom Busbahnhof weg ein Taxi genommen haben.

Wir kamen fast zeitgleich mit dem Bruder der Eigentümerin beim Apartment an. Er wies uns ein und war bald wieder dahin. Die Wohnung ist groß und gemütlich und in einem recht noblen Stadthaus. Wir gingen gleich ein paar hundert Meter zurück zu einem veganen Restaurant „Hicuri“, bei dem wir zuvor vorbeigekommen waren. Zum Glück hatte es um halb fünf noch offen und es wurde gerade ein Tisch frei. Es erwies sich als absoluter Glückstreffer – sehr gutes Essen zu moderaten Preisen, freundliche Kellner und ein nettes Ambiente.

Die Töchter gingen zurück zum Apartment und ich machte mich auf eine Erkundungstour durch die Stadt auf. Granada liegt am Übergang von einem Hügelland in die Ebene. Die modernen Stadtteile liegen in der Ebene. Im Zentrumsbereich gibt es zwei besiedelte Hügel, der eine ist von der maurischen Burganlage der Alhambra gekrönt, der zweite Namens Albaicin ist der Bereich der ältesten Besiedelung und von einem Gewirr von Gassen, Plätzen und Stiegen überzogen. Dazwischen liegt das Tal des Rio Darro, an dessen Ausgang sich das engere Stadtzentrum um die Kathedrale befindet.

Ich ging ein Stück das Tal des Rio Darro hinein und bestieg von dort den Albaicin.  Menschenmassen waren unterwegs, eher mehr Einheimische als Touristen, um den Sonnenuntergang mit der Alhambra gegenüber vor dem Hintergrund der Sierra Nevada zu erleben – und das an einem Samstag Abend.

Auf der Plaza San Nicolas machte ich zwischen Hunderten von Leuten ein Foto und ging den Hügelkamm in Richtung Stadtzentrum weiter. Während die Abhänge des Hügels überwiegend von ärmlicheren Häusern bestanden sind, reihen sich am Kamm noble Stadtvillen, Restaurants der gehobenen Kategorie, Kirchen und Klöster aneinander. Über einen Treppenweg ging ich ins Zentrum hinunter, wo ich mich durch die dicht gedrängten Gassen eines Araberviertels mit vielen kleinen Lokalen und Läden schob.

Zurück im Apartment zeigte sich, dass Elena leider noch kränker geworden war. So ging ich mit Carmen allein noch in ein anderes vegetarisches Lokal namens El Piano, das ebenfalls an der Straße ins Zentrum liegt. Es ist alternativ-gemütlich, kann aber von der Qualität des Gebotenen nicht mit dem anderen mithalten.

Im veganen Restaurant Hicuri

Im Tal des Rio Darro, links der Albaicin

Unter der Alhambra

Treppenweg auf den Albaicin

Blick von der Plaza San Nicolas auf Alhambra und Sierra Nevada

Für manche zu eng

Hipster-Lokale sind im Kommen

Placeta de San Miguel Bajo

Blick vom Albaicin auf die Neustadt

Treppenweg vom Albaicin hinunter

Leer stehende und baufällige Häuser sind in allen Altstädten Andalusiens zahlreich

Calle Elvira im (heutigen) Araberviertel

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