Radtour 2019 DeuLuxFra – 3. Tag

Am ersten Tag der vorhergesagten dreitägigen extremen Hitzewelle ging es von Bingen durch das enge, aber schöne mittlere Rheintal mit kleinen Fachwerkdörfern und Burgen. Beeindruckend ist die große Zahl an Schiffen, die den Fluss hinauf und hinunter fahren. Nach einer Regenerationsphase im Hotel erkundete ich ein wenig die Innenstadt von Koblenz und fuhr auf die ausgedehnte Festung Ehrenbreitstein.

Mi, 24.7.2019 (80 km und 120 Hm, gesamt 180 km und 480 Hm)

Fahrrad Bingen am Rhein – Koblenz und in Koblenz

Mittagessen: Eiscafé am Deutschen Eck

Abendessen: Dormont’s Restaurant-Bistro

Übernachtung: Hotel National (76 €)

Besichtigung: Deutsches Eck, Altstadt, Forum Confluentes mit Stadtbibliothek, Basilika St. Kastor, Festung Ehrenbreitenstein

Höchsttemperatur: 39°

 

In Anbetracht der prognostizierten hohen Temperaturen hatten die Schweizer den Hotelchef überredet, das Frühstück schon um 7 Uhr statt um 7:30 Uhr zu starten, was auch ich nützte. Danach ging es allein weiter am linken Rheinufer entlang, wobei der Radweg hier leider großteils zwischen Straße oder Eisenbahn und dem Ufer verläuft, was mit einem ordentlichen Lärmpegel verbunden ist.

Der Mittelrhein, wie er in diesem Abschnitt genannt wird, zwängt sich hier durch die deutschen Mittelgebirge. Es ist so eng, dass zwischen den Steilhängen zumeist nur Platz für Straße, Eisenbahn und Radweg auf beiden Seiten ist. Wo ein wenig Platz ist, sind eng verbaute Orte dazugequetscht, oft mittelalterlichen Ursprungs mit zahlreichen Fachwerkhäusern. Auf den Felsen reiht sich Burg an Burg, sodass sich trotz der Dominanz der Verkehrswege ein abwechslungsreiches, attraktives Landschaftsbild ergibt.

Trotz des wetterbedingten Zeitdrucks musste ich oft stehenbleiben, um im Morgenlicht zu fotografieren. Nicht nur die Landschaft mit Fachwerkorten und Burgen, sondern auch die Unmengen an Fracht- und Personenschiffen, mit denen ich in dieser Zahl nicht gerechnet hatte – kein Vergleich mit der Donau!

Highlights waren für mich die Burg Pfalzgrafenstein mitten im Rhein bei Kaub und der enge, gewundene Abschnitt im Bereich des berühmten Loreley-Felsens. Bei diesem gefährlichen Abschnitt mit Engstellen, starker Strömung, engen Kurven und Untiefen ist eine Verkehrslenkung unumgänglich. Ab Mitte des 19. Jhs. wurde der Schiffsverkehr von Wahrschaustationen aus geregelt, in den 1970er Jahren wurde auf Lichtsignale umgestellt, die ab 1993 zentral gesteuert wurden, aber immer noch auf das Personal in den Wahrschaustationen angewiesen war. Erst mit der Umstellung auf Radarüberwachung wurde die Verkehrsregelung komplett zentralisiert.

Ich versorgte mich mit Mineralwasser aus Supermärkten, was bei Temperaturen von über 30° ab ungefähr halb elf Uhr wichtig war. Besonders erfreulich war ein Mineralwasserbrunnen bei Rhens, knapp vor Koblenz direkt am Radweg, wo bei einer großen Mineralwasserabfüllanlage das kühle Nass den Passanten kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Dies ist übrigens der einzige Trinkwasserbrunnen, der mir in den zwei Tagen am Rhein aufgefallen ist.

Zur späteren Mittagszeit erreichte ich mein Tagesziel Koblenz und schleppte mich bei 35° zum Deutschen Eck, wo am Zusammenfluss von Rhein und Mosel ein bombastisches Reiterstandbild von Wilhelm I., dem ersten deutschen Kaiser, einen dreieckigen Platz überwacht. Gleich nebenan landete ich in einem Biergarten unter riesigen, Schatten spendenden Platanen. Auch lausiges Essen und absolut desorganisiertes Personal konnte meine Freude über zwei große saure Radler nicht verderben.

Anschließend fuhr ich zu meinem über Booking bestellten Hotel in einer Vorstadt, wo ich statt am Blog zu schreiben mich dösend von den hitzebedingten Strapazen erholte. Am späteren Nachmittag fuhr ich bei 39° zurück ins Zentrum, wo ich mir das moderne Bauwerk Forum Confluentes anschaute. 2013 wurden hier in einem abgerundet-dreieckigen Gebäude das Mittelrhein-Museum, die Stadtbibliothek, die Tourist Information und ein interaktive Erlebnisausstellung namens Romanticum untergebracht. Ich schaute mir die schön gestaltete Stadtbibliothek an, deren interessantester Aspekt an diesem Tag die sehr kühl eingestellte Klimatisierung war.

Danach schaute ich kurz in die Basilika St. Kastor, die mich trotz ihres stolzen Alters von fast 1200 Jahren innen nicht besonders beeindruckte. Durch einen netten Garten beim benachbarten Deutschherrenhaus aus dem 13. Jh. gelangte ich zum Hauptziel, der Talstation der Seilbahn auf die Festung Ehrenbreitstein.

Mein Plan war, mit der Seilbahn über den Rhein auf die Festung zu fahren, nach der Besichtigung mit einer Standseilbahn auf der Rückseite des Festungshügels wieder ins Tal und mit einer Fähre über den Rhein zurück. So die Theorie. Es war aber bereits halb sechs Uhr, und um 18:00 Uhr schließen die Museen auf der Festung und gleichzeitig die Fähre über den Rhein. Zugleich sind aber am Abend alle Festungsbereiche außer den Museen frei zugänglich. Daher musste ich in beiden Richtungen die Seilbahn benützen.

Hier wurde für mich ein neues Seilbahnerlebnis geboten. Bei knapp 40° gab es statt der Schneekanonen bei der Tal- und Bergstation Wasserzerstäuber, die zum Abkühlen der Besucher einen Sprühnebel erzeugen. Die 3S-Seilbahn von Doppelmayr wurde zur Bundesgartenschau 2011 errichtet und soll mit 7600 Personen pro Stunde die weltweit höchste Transportkapazität aufweisen. Leider ist sie nur sehr bedingt hitzetauglich, die rundum verglasten Gondeln heizen sich in der (extremen) Sommerhitze stark auf.

Vor der Freigabe der Festung ging ich zu einer Aussichtsplattform an der Abbruchkante, die ebenfalls für die Bundesgartenschau errichtet wurde, aber wegen des Bewuchses nur ein eingeschränktes Sichtfeld bietet. Anschließend schlenderte ich durch verschiedene Bereiche der Festungsanlage mit verstreuten Teilen einer frei zugänglichen Dauerausstellung. Am Oberen Schlosshof bot sich ein wesentlich besserer Blick auf das Koblenzer Stadtzentrum als von der Aussichtsplattform.

In den Gassen um die Liebfrauenkirche ist die höchste Konzentration an Lokalen in der Koblenzer Altstadt anzutreffen. Ich schlenderte herum und studierte für des Abendessen einige Speisekarten, bis ich mich für ein Lokal entschied, mit dem ich recht zufrieden war.

Morgenstimmung unter Bingen

Burg Reichenstein

Fähre nach Lorch

Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub, darüber Burg Gutenfels

Viel Verkehr am Rhein

Schönburg bei Oberwesel

Liebfrauenkirche in Oberwesel

Jetzt wird es richtig eng

Ortsname siehe Schiffsanleger

Ei, ei, da ist die Loreley

… und noch als Panorama

Licht-Wahrschau, Querbalken heißt freie Fahrt

St. Goarshausen mit Burg Katz, klein unter dem Horizont Burg Maus

… und noch die Marksburg von Spay aus

Flusskilometer 590 (0 = Konstanz am Bodensee, 1036 = Mündung bei Rotterdam)

Kaiser Wilhelm am Deutschen Eck in Koblenz, der Mündung der Mosel in den Rhein

Mosel in Koblenz

eine Schiffswerft

Das Forum Confluentes am Zentralplatz

Stadtbücherei im Forum Confluentes

Jesuitenkirche und Rathaus

Vorarlberger Präzisionsarbeit

Vor der heißen Gondel (39° Lufttemperatur!) einen Sprühnebel …

… und hinauf mit der 3S-Bahn von Doppelmayer

Eine andere Perspektive als üblich

Bergstation Ehrenbreitstein

Weg in die Festung

Viele Verteidigungsmöglichkeiten

Der obere Schlosshof …

… mit einer tollen Aussicht auf Koblenz …

… wie auch von der Seilbahn aus

 

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