Heute sollte in dieser Gegend der heißeste Tag der Messgeschichte werden. Während der Hitzephase wollte ich nur halbtägige Etappen absolvieren, aber bereits möglichst früh starten. Bis Mittag gelangte ich durch das gewundene, vom Weinbau geprägte Moseltal bis ein Stück hinter Cochem.
Do, 25.7.2019 (74 km und 290 Hm, gesamt 254 km und 770 Hm)
Fahrrad Koblenz – Briedern
Mittagessen: Campingplatz-Buffet Bruttig-Fankel
Abendessen: Winzerhotel zum Moselstrand
Übernachtung: Winzerhotel zum Moselstrand (54 €)
Besichtigung: Fährturm Hatzenport, Pfarrkirche St. Kastor in Karden
Höchsttemperatur: beim Radeln 34°, später 40°
Wegen der Temperaturprognosen von 40° hatte ich kein Frühstück bestellt, damit ich wieder die kühlen Morgenstunden für möglichst viele Kilometer nutzen könnte. Die kommenden Tage würde ich die Mosel bergauf entlangstrampeln, was aber nur mit wenigen Höhenmetern verbunden ist.
Ich querte die Mosel auf der Europabrücke, vor und nach der ich mich aufgrund eher uneindeutiger Beschilderungen ein wenig verirrte. Nach einigen hundert Metern näherte ich mich einem Kasernentor und wollte schon fast umdrehen. Aber – oh Wunder – neben dem Kasernentor war die erste Radwegbeschilderung angebracht, die in eine Passage zwischen zwei Zäunen wies.
Zuerst ging es dem Ufer entlang und bald etwas hinauf, wo der Radweg oberhalb einer Eisenbahnstrecke weiterführte. Nun ging es längere Zeit am Fuß der Weinberge entlang oder durch Weinbaudörfer. Im ersten, Winningen, stoppte ich auf ein schnelles Frühstück. Knapp dahinter quert 136 m über dem Fluss eine Autobahn das Tal auf der Moseltalbrücke.
Das Moseltal liegt in der deutschen Mittelgebirgsschwelle und trennt Eifel und Hunsrück voneinander. Der Fluss ist schiffbar und verbindet die Industriegebiete des Saarlandes und Lothringens mit dem Rhein. Der Ursprung der Mosel liegt in den Vogesen. Nach einer längeren Strecke durch Lothringen bildet sie die Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland, um dann bis zur Mündung in Koblenz durch Deutschland zu fließen. Für die Schifffahrt wurden 28 Schleusen angelegt.
Hier im Unterlauf des deutschen Moseltals noch nicht so ausgeprägt, aber in den höhergelegenen Bereichen zwischen Cochem und Trier umso deutlicher mäandriert nicht nur der Fluss, sondern gleich das ganze Tal. Es ist in der Regel 150 bis 300 Meter tief in die umgebenden Hügel und Hochflächen eingeschnitten. Koblenz liegt 73 m über dem Meeresspiegel, Trier auf einer Seehöhe von 137 m und Nancy, wo ich die Mosel wieder verlassen werde, auf einer Höhe von ca. 190 m. Größte Städte in meiner Fahrtrichtung sind Konstanz und Trier mit jeweils knapp über 110.000 Einwohnern sowie in Frankreich Thionville (160.000 Ew.), Metz (390.000) und Nancy (430.000).
Charakterisiert ist das Moseltal durch die Weinberge, die zum Teil in extremen Steillagen mit schmalen Terrassen angelegt sind. Dazu kommen auf den Hügeln und über den Orten zahlreiche Burgen und Ruinen, die zu einem romantischen Landschaftsbild beitragen.
Von Koblenz bis Treis-Karden führt an beiden Ufern eine Bundesstraße entlang, bis Cochem auch durchgehend eine Eisenbahn-Hauptstrecke. Diese schneidet nach Cochem mehrere Talschleifen mit Tunnels ab und verläuft zwischen Bullay und Trier abseits des Moseltals.
Wie schon am Mittelrhein kam ich auch hier wegen vieler Fotostopps langsamer weiter als geplant. Etwa um 10 Uhr waren schon wieder die 30° im Schatten erreicht, zu Mittag bei Cochem zeigte mein Handy-App bereits 34° an.
Nachdem ich viele Kilometer auf der in Fahrtrichtung rechten (bzw. orografisch linken) Seite gefahren war, wechselte ich in Treis-Karden das Flussufer. Grund dafür war ein bewaldeter Hang auf der Schattenseite, der laut Bikeline-Führer aber mit einer schlechter werdenden Strecke erkauft werden musste. Auf der kilometerlangen Rüttelpiste begann meine linke Handfläche mehr und mehr zu schmerzen, die davor schon auf mehreren Ortsdurchfahrten mit Kopfsteinpflaster malträtiert worden war. Derartige stechende Schmerzen hatte ich beim Radeln noch nie erlebt.
In Cochem wechselte ich wieder die Flussseite, fuhr aber wegen der Touristenmassen an der Stadt vorbei. Dort gäbe es sogar einen Bundesbank-Bunker zu besichtigen – was es nicht alles gibt. Sehr beeindruckend ist die Reichsburg Cochem über der Stadt.
Die Temperaturen stiegen schon fast minütlich weiter an, sodass ich mich in den schattigen Garten eines Campingplatz-Buffets setzte. Die Karte hatte nur Wurstiges und Fleischiges zu bieten, weshalb ich ein Wiener Schnitzel mit Pommes Frites und saurem Radler bestellte – nicht das perfekte Essen für die Hitzewelle, aber der Hunger war zu groß.
Danach schleppte ich mich noch zwei Dörfer weiter, wo ich dann in Briedern in Zimmer in einem Gasthof am Moselufer nahm. Im kühlen Zimmer döste ich mehrere Stunden vor mich hin, drehte noch eine Dorfrunde und nahm im schattigen Gastgarten des Hotels ein Abendessen zu mir.
Im Internet informierte ich mich über die laufend überbotenen Temperaturrekorde, wobei ich mich ziemlich im Hotspot Europas befand. Aber am nächsten Tag sollte die Hitzewelle zu Ende gehen.

Fast übersehen

Die freundlichen Bauarbeiter haben mch vorbeigelotst