Radtour 2019 DeuLuxFra – 6. Tag

Mit schmerzender Hand fuhr ich weiter bis Trier. Dort besichtigte nach dem Kauf neuer Fahrradhandschuhe einige der wirklich tollen und interessanten Sehenswürdigkeiten.

Sa, 27.7.2019 (68 km und 210 Hm, gesamt 388 km und 1200 Hm)

Fahrrad Bernkastel-Kues – Trier

Mittagessen: Zum Domstein, Trier

Abendessen: Bitburger Wirtshaus, Trier

Übernachtung: Casa Chiara, Trier (2 Nächte 165,40 €)

Besichtigung: Altstadt Trier, Römerbrücke, Jüngerer Moselkran, Karl-Marx-Haus, Am Hauptmarkt, Dom St. Peter zu Trier mit Krypta, Liebfrauenkirche mit Kreuzgang, Konstantinbasilika, Kurfürstliches Palais mit Palastgarten, Thermen am Viehmarkt, St. Gangolf, Porta Nigra

Höchsttemperatur: 23°

 

Das Problem der Hitzewelle war nun zum Glück Geschichte. Nun musste ich das nächste Problem anpacken, nämlich jenes der schmerzenden Hand. Mein Plan war, bis Mittag nach Trier zu kommen, am Nachmittag gute Radhandschuhe aufzutreiben, am Sonntag einen radfreien Tag einzuschieben und am Montag – wenn noch nötig – einen Arzt aufzusuchen.

Also verließ ich die Unterkunft ohne Frühstück und radelte sehr früh los. Ich folgte der Hauptroute des Mosel-Radwegs auf der orografisch rechten Seite, also in Fahrtrichtung links, was bis Trier so bleiben sollte. In einem der ersten folgenden Dörfer holte ich wieder das Frühstück nach.

Ich musste im Laufe des Vormittags nach wie vor etliche Talschleifen ausfahren. Die Landschaft hatte sich aber gegenüber dem letzten Tag insofern geändert, als die Geländeformen sanfter wurden. Die Prallhänge auf den Außenseiten der Talkurven sind weniger steil und kommen oft ohne Terrassierung der Weinberge aus. In den Innenkurven reichen flache, oft zur Gänze mit Reben bestockte Hänge bis an den Fluss, sodass es kaum mehr ebene Bereiche am Fluss gibt.

Die Handschmerzen waren wieder deutlich stärker als am Vortag, sodass ich versuchte, diese mit wechselnden Schonhaltungen möglichst erträglich zu halten. Wegen der angenehmen Temperatur und der eher monotonen Landschaft, die nicht besonders zum Fotografieren verleitete, kam ich sehr gut weiter und war am späteren Mittag in Trier. In Schweich wechselte die markierte Radroute auf die andere Flussseite, ich blieb aber links, wo eine Schleife abgeschnitten werden konnte. Das entpuppte sich als Fehler, weil es durch unattraktive Gegenden mit viel Industrie, entlang einer Autobahn und eines Güterbahnhofs ging, und etliche bissige Steigungen eingebaut waren. Dazu kam teilweise ein sehr schlechter Straßenzustand.

In Trier hatte ich in Booking.com ein Hotel ganz in der Nähe der Porta Nigra am Rand der Altstadt ins Auge gefasst, das ich gleich ansteuerte. Es gab noch freie Zimmer und eines war zum Glück bereits bezugsfertig. Wichtig in der Großstadt war eine gesicherte Einstellmöglichkeit für mein Fahrrad abseits der Straße.

Nächster Programmpunkt war ein Mittagessen, wobei ich das Glück hatte, gegenüber des Doms meine Lieblingsspeise Rindsroulade zu ergattern. In OpenStreetMap hatte ich drei Radgeschäfte ausfindig gemacht, die ich auf einer Runde abklappern konnte. Die ersten beiden im Innenstadtbereich hatten bereits seit 14 Uhr geschlossen. Das dritte, am anderen Moselufer in der Nähe der Römerbrücke, sperrte erst um 17 Uhr zu und hatte daher noch offen. Es war ein großer Laden mit einer guten Auswahl, in dem ich mich sehr gut beraten fühlte. Die Gelpolster auf den Innenflächen der neuen Radhandschuhe waren deutlich dicker als jene auf den alten, die ich auch gleich entsorgte.

Nun konnte ich mich der Besichtigung Triers widmen. Diese Universitätsstadt hat heute etwas über 100.000 Einwohner und ist die älteste Stadt Deutschlands, die schon vor über 2.000 Jahren unter dem Namen Augusta Treverorum von den Römern gegründet worden ist. Da Kaiser Konstatin der Große nach 300 n. Chr. überwiegend hier residierte, wurden Prachtbauten errichtet, von denen etliche ganz oder in großen Teilen auch heute noch erhalten sind. Da Konstantin dem Christentum wohl gesonnen war und das Abhalten von Messen wieder erlaubte, entstand hier bereits im 4. Jh. einer der größten Kirchenkomplexe Europas und zugleich die älteste Bischofskirche Deutschlands. Auf diesen gehen Dom und Liebfrauenkirche zurück. Diese beiden Kirchen und die wichtigsten römischen Bauten zählen auch zum UNESCO-Weltkulturerbe. Aber auch aus allen späteren Epochen gibt es interessante Bauwerke.

Die Römerbrücke hatte ich bereits auf der Jagd nach Handschuhen überquert. Ihre noch im Original erhaltenen römischen Pfeiler stammen aus dem 2. Jh. n. Chr.

Von drei römischen Thermenanlagen sind die Reste der nie vollendeten Kaiserthermen die beeindruckendsten, sie waren aber leider genau an diesem Wochenende wegen eines Mittelalter-Spektakels gesperrt. Die Reste der Barbarathermen habe ich beim Vorbeigehen gesehen, die relativ niederen Mauerreste haben mich aber nicht zu einem Besuch animiert. Die Thermen am Viehmarkt wurden beim Bau einer Tiefgarage entdeckt und mit einem quaderförmigen Bau mit Glaswänden eingehaust. Hier reichte mir ein Blick von außen auf die Relikte. Die Reste eines Amphitheaters liegen etwas außerhalb des Zentrums, was mich auch von einem Besuch abhielt.

Beeindruckend habe ich die Konstantinbasilika empfunden. Dieser Bau wurde als Audienzhalle für die römischen Kaiser errichtet und hat beeindruckende Ausmaße – 67 m lang und 33 m hoch. Vom Original stammen vor allem die Apsis und (in Blickrichtung Apsis links) die Westwand. Der Rest wurde nach Kriegsschäden des Zweiten Weltkriegs ergänzt. Die Konstantinsbasilika ist in den Komplex des Kurfürstlichen Palais integriert, sie ist seit Mitte des 19. Jhs. eine evangelische Kirche.

Besonders faszinierend finde ich die Porta Nigra, das einzige und fast zur Gänze erhaltene der vier römischen Stadttore. Durch den nachgedunkelten Sandstein wirkt es zwar etwas düster, dafür kann man es gegen Entrichtung eines Obolus besteigen und hat von oben einen tollen Blick auf die Stadt.

Ein weiteres Highlight ist der Komplex aus Dom St. Peter, Liebfrauenkirche und Kreuzgang. Der Dom wurde nach der Zerstörung eines quadratischen Vorgängerbaus aus dem 4. Jh. mit ca. 41 m Seitenlänge ausgehend von dessen Grundriss im 11. Jh. in vergrößerter Form in frühromanischem Stil wiedererrichtet. Im 12. Jh. erfolgte der Zubau des Chors mit der Ostkrypta und die Einwölbung der Kirche im spätromanischen Stil. Im 13. Jh. entstand – ebenfalls im Bereich des ursprünglichen römischen Kirchenkomplexes – die hochgotische Liebfrauenkirche, einer der wenigen Zentralbauten aus dieser Epoche, sowie der anschließende Kreuzgang. Später wurde für eine von Kaiser Konstantins Mutter Helena nach Trier mitgebrachte Reliquie die Heilig-Rock-Kapelle an den Chor angebaut. Diese soll angeblich die von Jesus getragene Tunika sein und begründete eine Wallfahrt. Die Bauten wurden im Zweiten Weltkrieg beschädigt, besonders in Mitleidenschaft gezogen waren die Liebfrauenkirche und der Kreuzgang.

Dom und Liebfrauenkirche sind in der Nähe der Eingänge durch einen Quertrakt verbunden, im hinteren Bereich zusätzlich auch noch über den Kreuzgang. So ist ein Rundgang durch alle drei Bauwerke möglich. Rechts vom Chor des Doms gelangt man über eine nach oben führende Treppe hinter den Altarraum, wo man einen Blick in die Heilig-Rock-Kapelle werfen kann, der für mich nicht sehr aufschlussreich war. Über eine weitere, nach unten führende Treppe kommt man in die Helenakrypta, die mir in ihrer Schlichtheit besonders gut gefallen hat. Von dieser führt ein Durchgang in eine weitere Krypta, in der unter dem Chor die letzten Bischöfe von Trier ihre letzte Ruhestätte haben.

Nicht weit vom Dom entfernt befindet sich der von hübschen Häusern umgebene Hauptmarkt. Sollte noch Bedarf nach einer weiteren Kirche sein, gehe man auf einen markanten Turm mit vier Ecktürmchen zu. Durch ein kleines barockes Portal zwischen den Häusern gelangt man in einen Hinterhof und von diesem unter dem Turm in die Kirche St. Gangolf. Diese Bürgerkirche wurde um 960 als zweitältestes Gotteshaus in der Stadt errichtet, aber um 1300 durch einen Neubau ersetzt. Um 1500 wurde dessen Überarbeitung im spätgotischen Stil begonnen. Vermutlich aus Platzgründen hat diese Kirche keine Apsis, sondern im Altarbereich einen geraden Abschluss der wie die Ikonostasis einer orthodoxen Kirche wirkt. Einige Zeit verfügte St. Gangolf über den höchsten Kirchturm Triers, was sich jedoch die Bischöfe nicht bieten ließen und die Türme des Doms erhöhten, um den ersten Platz zurückzuerobern.

Hinter Bernkastel-Kues scheint die Kampfzone des Weinbaus zu beginnen.

Mein fahrbarer Untersatz, der mich (außer ein paar Quietschgeräuschen) nie im Stich gelassen hat.

Steiler geht es bei den Weinbauterrassen wohl kaum mehr!

Vermutlich Piesport, jedenfalls hübsch!

Nachbau einer Weingaleere auf Basis eines römischen Reliefs in Neumagen-Dhron

Hab‘ ich eigentlich schon einmal gesagt, dass mich Schleusen faszinieren?

Und da geht’s schon weiter!

Üblicherweise werden mittelalterliche Brücken Römerbrücken genannt, in Trier stammen zumindest die Pfeiler der Römerbrücke tatsächlich ais der Römerzeit!

Die weitgehend originale Fassade der Konstantinbasilia wird gerade renoviert

Das Innere der inzwischen evangelischen Kirche ist wahrlich imposant!

Das kurfürstliche Palais der Trierer Erzbischöfe würde vermutlich protzig wirken, wäre es nicht von der Konstantinbasilika überragt.

Kreuzgang mit Dom St. Peter zu Trier rechts und Liebfrauenkirche links

In der Gegenrichtung Dom links und Liebfrauenkirche links

Inneres des Doms Richtung Altarraum …

… und in der Gegenrichtung

Unter dem Dom die ausgesprochen stimmungsvolle Krypta

Der Hauptmarkt von Trier

Turm der Kirche St. Gangolf …

… und das ungewöhnliche Innere der Bürgerkirche

Blick in das Innere des doppelten zweibögigen Stadttors

Blick von der Porta Nigra auf die Simeonstraße mit dem Turm von St.Gangolf im Hintergrund und den Dom links

Blick von der Porta Nigra in den Innenhof des Simeonstifts

Dämmerung am Hauptmarkt

Nächtliche Beleuchtung der Porta Nigra

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