Am letzten Tag an der Mosel ging es weiter nach Nancy, ein letzte eher kurzes Stück bereits antlang des Marne-Rhein-Kanals, der auch die folgenden beiden Tage mein Begleiter sein wird. In der Stadt sind vor allem zwei in einer Achse liegende Plätze hervorzuheben, die zum UNESCO-Welterbe zählen.
Mi, 31.7.2019 (85 km und 350 Hm, gesamt 577 km und 2070 Hm)
Fahrrad Metz – Nancy
Mittagessen: La Place, Pont-a-Mousson
Abendessen: La Piazzetta, Nancy
Übernachtung: Hotel Campanile, Nancy (69 €)
Besichtigung: Kathedrale, Basilika Saint-Epvre, Parc de la Pepiniere, Place de la Carriere, Place Stanislas, alles Nancy
Höchsttemperatur: 23°
Dies war der letzte Tag an der Mosel! Ich verließ das Hotel sehr früh und unterquerte den Bahnhof. Wie erhofft hatte das Café gegenüber des Bahnhofs bereits geöffnet und ich bestellte eine Formule Express, ein schnelles Frühstück mit Croissant, Espresso und Orangensaft.
Danach durch die Innenstadt und über die Pont des Morts, die Brücke der Toten, zum Moselradweg. Dieser führt zuerst ein kurzes Stück zwischen dem Fluss und einem Seitenkanal und dan dem in Fahrtrichtung rechten Moselufer entlang. Noch im Ballungsraum von Metz ging es wieder auf die linke Seite.
Gleich darauf verfuhr ich mich wegen eines fehlenden Schildes an einer Kreuzung in einem Gewirr von Teichen und Wochenendhütten heillos. Erst mit Hilfe der Handy-App „maps.me“ mit den Offlinekarten konnte ich wieder den Radweg finden. Noch ein paar Mal führte der Radweg durch derartige Teichgebiete oder daran vorbei, aber zum Glück ausreichend beschildert.
Bei Novéant-sur-Moselle musste ich wieder eine Brücke ans westliche Ufer überqueren. Nach Pagny-sur-Moselle ging es unter der neuen TGV-Strecke nach Strassburg hindurch, bald danach kam ich zum größeren Ort Pont-à-Mousson, bei dem sich mein Magen hörbar meldete. Am ärmlich wirkenden Hauptplatz des ärmlich wirkenden Städtchens gab es einige Lokale, von denen ich eines wählte. Gar nicht vorstellbar, dass sich im großen Kloster auf der anderen Flussseite einmal eine Universität befand, die später nach Nancy verlegt wurde, und dass die vermeintlich neugotische doppeltürmige Kirche aus dem Mittelalter stammt.
Danach ging es zumeist am Fluss entlang und durch Teichgebiete, aber auch an Industriegebieten vorbei. Bei Pompey verließ ich die Mosel, da der Radweg Richtung Nancy ihrem Nebenfluss Meurthe und dem Canal de la Marne au Rhin, auf Deutsch Marne-Rhein-Kanal, folgte. In Nancy wählte ich ein Hotel derselben Kette wie jenes in Metz, ebenfalls in Bahnhofs- und Zentrumsnähe gelegen. Erfreulich war für mich, dass meine Handschmerzen noch mehr zurückgegangen waren als am Vortag.
Etwas später ging in das Stadtzentrum, querte dabei einen großen Platz mit einem Obelisken und landete bei einer Basilique Saint-Epvre. Sie gefiel mir recht gut und ich kam erst später darauf, dass sie neugotisch war, was ich mir nicht gedacht hätte.
Von dort waren es nur ein paar Schritte zum ehemaligen Palast der Herzöge von Lothringen, die hier bis Mitte des 18. Jhs. residierten. Sozusagen um die Ecke befindet sich der ehemalige Sitz des französischen Gouverneurs, und hinter diesem eine riesige Parkanlage, in die ich kurz hineinschaute.
Vor dem Gouverneurspalast liegt auf einer Achse ein grandioses Ensemble von zwei Plätzen, die zum UNESCO-Welterbe zählen. Durch ein teilweise vergoldetes Gitter gelangt man auf die längliche Place de la Carrière, die aus einem Turnierplatz hervorgegangen ist. Durch zwei Reihen von formal zugeschnittenen Bäumen wird der Blick nach vorne auf einen Triumphbogen gelenkt. Dahinter sieht man durch den Bogen schon eine Statue, die im Mittelpunkt der quadratischen Place Stanislas steht. Das Denkmal stellt Stanislaus I. Leszczyński dar, ein polnischer König, der als Trost für einen verlorenen Erbfolgekrieg das Herzogtum Lothringen geschenkt bekam. Die Place Stanislas ist von symmetrisch angeordneten klassizistischen Gebäuden umgeben – am Ende der Sichtachse das Rathaus und auf den Seiten unter anderen eine Oper und ein Kunstmuseum.
Links am Rathaus vorbei gelangt man zur barocken Kathedrale, in die ich einen sehr kurzen Blick warf. Davor quert man eine Straßenachse, in die zwei Rillen eingelassen sind. Diese gehören zu einem eigenartigen Zwitterwesen aus O-Bus und Straßenbahn. Straßenbahngarnituren auf Gummireifen werden auf dem Großteil der Strecke in den Rillen spurgefürt, Oberleitungen und Stromabnehmer entsprechen hingegen einem O-Bus.
Eine andere Kuriosität ähnlicher Art gibt es übrigens in Metz, einen dieselelektrischen Doppelgelenksbus mit Bremsenergierückgewinnung, der auf eigenen Fahrbahnen, aber ohne Spurführung durch die Stadt fährt.
Abschließend suchte ich noch ein Lokal für das Abendessen, wobei ich plötzlich Lust auf Pizza hatte. Ich fand es auf der Rue des Maréchaux, der Fressmeile in der Nähe des erwähnten Triumphbogens.

Neue Beschilderung für die Voie Verte

Bekämpfung des Riesenknöterichs, vermutlich mit Glyphosat, hinten die TGV-Strecke nach Strassburg

Pont-à-Mousson, Kirche Saint-Martin

Hauptplatz von Pont-à-Mousson

Nancy, neugotische Kirche Saint-Epvre

Palast der Herzöge von Lothringen

Parc de la Pépinière, die große grüne Lunge von Nancy

Place de la Carrière, einer der UNESCO-Welterbe-Plätze von Nancy

Blick zurück zum Palast der ehemaligen französischen Statthalter

Triumphbogen Porte Héré

Blick auf das Denkmal von Stanislas Leszczynski und das Rathaus

Zur Place Stanislas, zweiter Welterbe-Platz