Am sechsten Tag mussten wir das Programm an den Dauerregen anpassen. Der Vormittag war organisatorischen Belangen gewidmet, am Nachmittag besuchten wir drei Indoor-Sehenswürdigkeiten, das Lepramuseum, das Hansemuseum mit der Schötstube und die Håkonshalle.Der Frühstücksraum des Hotels ist genauso beeindruckend wie die Eingangshalle mit der Lobby. Das kulinarisch Gebotene war sehr zufriedenstellend und etwas reichhaltiger als in Oslo. Der für diesen Tag angekündigte Landregen traf genau ein. Unterbrechungen gab es keine, nur Phasen mit sehr starkem oder weniger starkem Regen. Dies bestätigte uns (leider) eindrucksvoll, dass Bergen in der Wetterstatistik als europäische Großstadt mit dem größten jährlichen Niederschlag gilt.
Das traf sich insoferne gut, als ich den geplanten Tagesausflug in den Sognefjord und die Weiterfahrt nach Ålesund organisieren musste. Dies war in Anbetracht der verschiedenen aufeinander abzustimmenden Verkehrsmittel eine Herausforderung, dazu kam der Umstand, dass Bergen voll mit Touristen war. Bei der Planung zeigte sich außerdem, dass der Öffi-Fahrplan für ganz Norwegen auf der Homepage www.en-tur.no zum Teil widersprüchliche Ergebnisse lieferte.
Zuerst schaute ich im Internet nach, ob die Fernbusverbindung nach Ålesund noch über freie Sitzplätze verfügte, was der Fall war. Danach ging ich zum Schalter der Reederei Norled, deren Katamaran-Schnellboote beide geplanten Schiffsstrecken bedienen. Das Schiff in den Sognefjord und nach Flåm hatte noch freie Plätze, die Rückfahrt wäre aber ausgebucht gewesen. Für die Rückfahrt gab es zwei Optionen mit Schiff durch das UNESCO-Welterbe Nærøyfjord und Bus oder mit Flåmbahn und Bergenbahn. Die Variante Schiff und Bus verwarf ich bald, weil die Umsteigezeit zu knapp gewesen wäre. Die Variante mit der Eisenbahn war zwar sehr teuer, aber dafür waren noch Plätze verfügbar. Hier gab mir die Schalterdame wegen des möglichen Falls, dass ich keine Rückfahrtmöglichkeit finden könnte, nur eine Buchungsbestätigung.
Bei der Weiterfahrt nach Ålesund ist das Problem, dass das Schiff nach Maløy und der Fernbus von Nordfjordeid nach Ålesund über freie Plätze verfügen, dazwischen aber bei fünf Minuten Übergangszeit ein Lokalbus zu erreichen ist, der über das Internet nicht buchbar ist. Die Dame am Schalter versicherte mir, dass das Schiff nach Maløy im Sommer praktisch immer pünktlich sei, sie aber nichts über den Bus wisse. Da die Dame am En-tur-Schalter in Oslo für diesen Bus optimistisch war, riskierte ich und buchte zuerst am Schalter das Schiff und gleich danach im Hotel den Fernbus.
Danach gingen Elena und ich zur ersten von drei Sehenswürdigkeiten, die wir in Bergen anschauen wollten, nämlich dem Lepramuseum nahe des Hotels. Dort erfuhren wir, dass im westlichen Norwegen die Lepra länger verbreitet war als im allergrößten Teil des restlichen Europas. Daher wurden Leprastationen und Krankenhäuser eingerichtet und die Lepra intensiv erforscht. Das zu besichtigende Leprakrankenhaus musste nach dem großen Stadtbrand von 1702 neu aufgebaut werden. Da die Gebäude aber direkt nach dem Feuer schnell und billig errichtet worden waren, wurden sie Mitte des 18. Jahrhunderts noch einmal abgerissen und in der heutigen Form neu gebaut. Nur die Kirche stammt noch aus der Zeit um 1710. Die letzten Leprakrankenwurden Ende des 19. Jahrhunderts eingeliefert und starben um 1950.
Danach gingen wir im strömenden Regen zum Hansemuseum, das im ersten Gebäude des zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Viertels Brygge eingerichtet ist. Dort kann man die rekonstruierten Wohn- und Arbeitsräume besichtigen und erhält auf Schautafeln Informationen über die Organisation und die Arbeiten dieser Handelsniederlassung der Deutschen Hanse, einer Kaufmannsvereinigung des Mittelalters. Hier wurde hauptsächlich der beliebte Stockfisch aus Nordnorwegen weiterverarbeitet und in alle Teile Europas verschifft.
Die Eintrittskarte für das Hansemuseum gilt auch für die Schötstube. Da in den hölzernen Gebäuden von Bryggen kein offenes Feuer erlaubt war, wurden etwas abgesetzt Gebäude errichtet, in denen im Winter die Versammlungen und die Zubereitung von warmen Mahlzeiten stattfanden.
Zuletzt gingen wir – genau, wieder im strömenden Regen – zur gotischen Håkonshalle, die Mitte des 13. Jahrhunderts als Residenz und Festsaal von König Håkon Håkonsson errichtet und genutzt wurde. Sie verfiel bald und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder rekonstruiert. Die Halle ist weitgehend leer, hat aber schöne Proportionen und einen interessanten, an ein umgedrehtes Wikingerschiff erinnernden offenen Dachstuhl.
Danach hatten wir aber genug Kultur genossen und kehrten in Hotel zurück. Elena las ihr Buch fertig und ich bastelte am Blog herum. Später aßen wir in der Whiskybar im Parterre des Hotels zu Abend. Elena war mit ihrem Hamburger zufrieden, und ich hatte das erste Mal in meinem Leben Rentierbraten, der mir ebenfalls sehr schmeckte.

Hotel – Frühstücksraum

Bergen – Leprakrankenhaus

Lepramuseum Bergen – Haupthaus

Lepramuseum Bergen – Zweibettzimmer

2017 Street Art World Championship

Hansemuseum – Aufnahme von Brygge mit Hafen aus dem 19. Jh.

Bergen – Versammlungsrauum in der Schötstube

Bergen – Håkonhalle

Bergen – Hotellobby …

… mit Whiskybar