Am neunten Tag fuhren wir bei schönstem Wetter mit Schiff und Bus von Bergen nach Ålesund entlang einer abwechslungsreichen und sehr schönen Küste. Dabei mussten wir drei Mal umsteigen.
Am Morgen hieß es wie zwei Tage davor wieder sehr früh aufstehen, um den Frühstücksbeginn nicht zu versäumen. Danach gingen wir mit unseren Trolleys zum Hafen, wo unser Schiff bereits wartete. Beim Einlass sprach ich die Kapitänin – es war dieselbe wie auf der Fahrt nach Flåm – auf die knappe Umstiegszeit an unserem Endpunkt Måløy an. Sie meinte, dass das Schiff üblicherweise pünktlich sei, sie werden aber vorausfunken, dass der Bus auf uns warte. Wir müssten aber in Rysjedalsvika am Eingang zum Sognefjord in ein anderes Schiff umsteigen.
Der Unterschied zum Schiff zwei Tage zuvor in den Sognefjord könnte kaum größer sein: War es damals brechend voll mit fast ausschließlich Touristen, war es nun zu etwa einem Viertel besetzt, und die Fahrgäste waren zu fast 100 Prozent Norweger. Bis zum Sognefjord war die Route unseres Schiffs identisch mit der ersten Fahrt. Hier musste ich aber nicht mit Japanern und Indern um die besten Fotografierplätze rittern, sondern war am Bug und am Heck meistens der einzige, der sich ins Freie wagte. So konnte ich bei der zweiten Engstelle einen Drei-Minuten-Film nach hinten hinaus drehen.
In Rysjedalsvika wartete bereits das Anschluss-Schiff, das deutlich kleiner war als das bisherige. Es zeigte sich aber, dass der Platz vollkommen ausreichend für die wenigen – wieder fast ausschließlich einheimischen – Fahrgäste war.
Die Landschaft im Verlauf des zweiten Abschnitts war sehr abwechslungsreich und beeindruckend. Teilweise fuhren wir am Rand des offenen Meeres, dann wieder auf mehr oder weniger engen Meeresarmen zwischen Inseln oder Inseln und Festland. Nicht selten waren die Berghänge auf einer Seite des Schiffs ohne Vegetation und von den Gletschern abgeschliffen, während sie auf der anderen Seite mehrere hundert Höhenmeter hinauf bewaldet waren. Und immer wieder waren an den Ufern Ansammlungen von Gebäuden, bei denen man sich fragt, wie die Bewohner hinkommen. Hie und da passierten wir auch Fischfarmen mit runden Gehegen, deren Bewohner mit Netzen vor den gefräßigen Seevögeln geschützt werden.
Nach dem Schiffswechsel hatte ich auch hier den Kapitän auf unseren Anschlussbus angesprochen. Aber er war schon informiert und meinte nur „Keep calm, you will catch the bus!“ Und so war es auch. Wir kamen pünktlich in Måløy an und waren genau zur Abfahrtszeit des Busses nach Nordfjordeid zu seiner Haltestelle. Meine zweite Befürchtung, dass das wenige Bargeld zum Problem werden könnte, war auch unnötig. Der Bus hatte – wie anscheinend jeder in Norwegen – ein Terminal für Bankomat- und Kreditkarten.
Die ca. 50 km lange Fahrtstrecke führte zuerst über eine Brücke und dann immer dem Ufer eines Fjords entlang. Fast alle Stationen sind hier Bedarfshaltestellen, wo Wartende winken, wenn sie einsteigen wollen, und Aussteiger auf den Halteknopf drücken. Da die wenigsten Stationen angefahren werden mussten, kamen wir trotz ihrer großen Zahl flott weiter.
Am Busbahnhof von Nordfjordeid mussten wir eine halbe Stunde auf den Expressbus nach Ålesund der Gesellschaft Nettbuss warten. Fahrkarte und Platzreservierung hatte ich bereits über das Internet besorgt. Unerwartete Probleme bereitete das Öffnen des pdf-Files, weil eine Anmeldung für den Acrobat Reader nur über ein Google- oder ein Facebook-Konto möglich war. Bei beiden wusste ich das Passwort nicht, aber Elena konnte mir mit ihrem Facebook-Account aushelfen. Wegen dieser Hürde war ich auch schon in Oslo nicht in das Hotel-WLAN hineingekommen.
Der Nettbuss Fjordekspressen fährt von Bergen nach Ålesund, also eine längere Strecke, dennoch hat er erstaunlich viele Haltestellen, auch hier oft Bedarfshaltestellen ohne wartende Fahrgäste. Der Bus benützte zwei Fähren zum Überqueren von Fjorden. Nach der ersten gab es eine halbe Stunde Pause, die wir für einen Provianteinkauf nützten. In der zweiten Hälfte der Strecke waren viele Schneefelder und auch einige kleine Gletscher auf knapp über 1.400 m Seehöhe zu sehen.
In Ålesund bezogen wir gleich unser Zimmer im Hotel First Atlantica direkt neben dem Busbahnhof. Anschließend machten wir einen kleinen Bummel durch die Stadt, die nach einem großen Brand im Jahr 1904 mit finanzieller Unterstützung des deutschen Kaisers Wilhelm in kurzer Zeit weitgehend einheitlich im Jugendstil aufgebaut wurde. Auf vielen Häusergiebeln sind die Jahreszahlen 1905 und 1906 zu lesen. Die Stilelemente der Zeit sind aber zurückhaltend eingesetzt.
Die Stadt scheint vor allem vom Tourismus zu leben und war von Gästen der vor Anker liegenden großen Kreuzfahrtschiffe gestürmt. 418 Stiegen führen auf den Hausberg mit dem Restaurant Fjellstua, das auf 250 m Seehöhe liegt. Wir stiegen hinauf und wurden mit einer tollen Aussicht auf die Stadt und die umgebende Inselwelt belohnt.
Danach gab es die nächste Belohnung für den langen Tag, und zwar ein gutes Abendessen im Restaurant Egon, hiesiger Repräsentant einer landesweiten Kette. Elena aß einen Apfel-Herings-Salat und ich eine Lasagne mit Ruccola, womit wir beide zufrieden waren.

Bye bye Bergen!

Wohnsiedlung nahe Bergen

Engstelle zwischen Festland und Insel Radøy

Wieder eine Brücke

Letzte Engstelle vor dem Sognefjord

Hafen von Askvoll

Seltener Gegenverkehr

Leuchtturm vor Florø

Bohrinsel im Hafen von Florø

Insel Bremangerlandet

Wo geht es da durch?

Måløy vom Bus aus

Bauernhöfe am Nordfjord

Fähre nach Volda

Von der Fähre über den Storfjorden

Fischfarm

Blick in den Hjørundfjord

Hafen von Ålesund

Ålesund vom Hausberg

Blick Richtung Festland