Der elfte Tag am nördlichsten Punkt der Reise in Trondheim diente auch der Regeneration nach zehn Tagen intensivem Programm. Doch für eine Besichtigung der Nidaros-Kathedrale und einer Fahrt mit der nördlichsten Straßenbahn der Welt hatten wir noch die Energie.
Wir schliefen beide bis um acht Uhr, was zumindest für mich Rekord auf dieser Reise war. Davor war ich aber schon einmal aufgewacht, weil es im Zimmer so hell war. Um 5:15 Uhr war das Morgenrot vorbei, und die Fenster der höhergelegenen Häuser auf den umliegenden Hügeln reflektierten schon die Sonnenstrahlen. Eine halbe Stunde später war die Sonne bereits bis zu den ersten Stockwerken der Gebäude in der Innenstadt herunter gekrochen. Ein Blick in mein Wetter-App sagt mir, dass die Sonne hier eine Stunde früher aufgeht als in Innsbruck und eine Stunde später untergeht, wobei hier am Abend eine knappe Stunde nach Sonnenuntergang der westliche Horizont noch recht hell erleuchtet ist.
Das Frühstück war ausgiebig und gut. Danach gingen wir zur nahe gelegenen Nidaros-Kathedrale, der größten Kirche Skandinaviens und zugleich norwegischen Krönungskirche. Die Ausmaße der Kirche sind beeindruckend, ebenso die bunten Glasfenster in brillianten Farben, unter denen die Rosette auf der Portalfront hervorzuheben ist. Das Querschiff ist noch im romanischen Stil gehalten und über 800 Jahre alt, während das 100 Jahre jüngere Langschiff bereits im gotischen Stil errichtet worden ist. Mit einem verhältnismäßig günstigen Kombinationsticket könnte man auch noch das erzbischöfliche Palais nebenan von innen und die norwegischen Kronjuwelen besichtigen.
Danach gingen wir über die Alte Stadtbrücke an das östliche Ufer des Flusses Nidelva, der auf beiden Seiten von mehrstöckigen hölzernen Lagerhäusern begleitet wird. Diese und die kleinen Holzhäuser des ehemaligen Arbeiterbezirks Bakklandet am Ostufer sind großteils liebevoll renoviert.
Wir gingen weiter in den Stadtteil Nedre Elvehavn, wo wir über das Internet einen Handy-Reparaturladen gefunden hatten, in dem bei Problemen mit Elenas Smartphone geholfen werden konnte.
Danach steuerten wir die Haltestelle der GråkallBanen, der nördlichsten Straßenbahn der Welt an. Mit ihr fuhren wir bis zur Endhaltestelle Lian auf 235 Meter Seehöhe am Rande eines Waldgebiets. Nur unter Protest von Elena umrundeten wir noch einen im Wald gelegenen kleinen See, bevor wir wieder mit der Tram in die Stadt hinunterfuhren.
Elena legte sich ein wenig schlafen, während ich mich in einer Filiale der lokalen Bäckereikette Dromedar an einer Käse-Sahne-Torte und einem Espresso labte. Wieder zurück im Hotel starteten wir eine weitere Stadtrunde, auf der uns Unmengen von jungen Leuten entgegenkamen, von denen viele einheitliche T-Shirts trugen. Etwas Stalken im Internet klärte uns auf, dass es sich hier um eine Art Initiationsritus für Studienanfänger der Uni handelt, bei der ihnen ihre neue Umgebung nähergebracht wird und verschiedene Aufgaben zu bewältigen sind.
Danach waren wir beide ordentlich hungrig und suchten ein geeignetes Lokal. Ein Restaurant gegenüber unseres Hotels war um 18 Uhr schon restlos besetzt, aber in einem Egon-Restaurant schräg gegenüber bekamen wir gerade noch einen Platz. Elenas Cheeseburger und meine Pizza Parma waren sehr gut.
Danach spielten wir im Hotelzimmer eine Runde Karten, bevor ich mich wieder meinem Blog und Elena ihrem Handy widmete.
Trondheim hat für mich einen sehr eigenen Charakter. Obwohl die Stadt ca. 180.000 Einwohner hat, hat die Innenstadt einen eher kleinstädtischen Charakter, der mit breiten Straßen und vielen niedrigen Holzhäusern an Kanada erinnern mag. Selbst die königliche Residenz, laut Reiseführer mit 140 Räumen und 3.000 m² Nutzfläche das größte Holzhaus Norwegens, hat inklusive Parterre nur zwei Geschoße.
Am erstaunlichsten ist, wie wenig Verkehr in einer Stadt dieser Größenordnung möglich ist. In den Straßen sieht man kaum Privatautos, man kann sich als Fußgänger richtig stressfrei fortbewegen. Wie immer sie dies geschafft haben, das ist echte Lebensqualität!

Trondheim – Nidaros-Kathedrale

Trondheim – Nidaros-Kathedrale

Erzbischöfliches Palais

Alte Stadtbrücke

Lagerhäuser am Fluss Nidelva

Lagerhäuser am Fluss Nidelva

ehemaliger Arbeiterbezirk Bakklandet

Viertel Nedre Elvehavn

Øvre Elvehavn

Königliche Residenz

In der nördlichsten Straßenbahn der Welt

Endstation mit Wendeschleife …

… und Badesee